Soweit nicht anders angegeben handelt es sich bei den gezeigten Stücken um Reproduktionen des Originalzustandes. Wurden Elemente wie Farbe, Objektbestandteile etc. von uns hinzugefügt, wird darauf hingewiesen.


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Tirgatao Der Name „Tirgatao“

Sauromaten und frühe Sarmaten waren kulturell eng miteinander verknüpft. Sie gliederten sich jeweils in verschiedene Stämme, die heute nicht vollständig überliefert sind, da die spärlichen Auskünfte antiker Autoren nicht alle Gruppierungen benennen, die sie als „sauromatisch“ oder „sarmatisch“ zusammenfassen.

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Ein weit westlich angesiedelter Sauromatenstamm, der am unteren Don und den Ufern der Mäotis angesiedelt war, wird aber beispielsweise als Ixomaten/Iazamaten überliefert. Polyaneus berichtet, dass es im frühen 4. Jh. v. d. Z. eine Ixomatenherrscherin namens Tirgatao gab.

Literatur:
Wamers, E. und D. Stutzinger (Hg.):
Steppengold. Grabschätze der Skythen und Sarmaten am unteren Don, 26-33.


k-tigatao-helm (1) Helm (Sauromatisch; Nikol’skoe, 4. Jh. v. d. Z.)

In den Gräbern skythenzeitlicher Nomaden stößt man immer wieder auf antike Helme, welche für die berittene Kampfweise modifiziert wurden. Das gilt auch für den Bronzehelm vom ursprünglich korinthischen Typ, dessen Nasal und Wangenklappen man abgesägt und an der Seite sowie im Nacken durch flexibles Schuppengeflecht ersetzt hatte.

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Die Form der Brünne und der Wangenklappen ist nicht mehr nachweisbar, da man lediglich einen Haufen bronzener Plättchen von 2 x 1,8 cm fand.

Literatur:
Cernenko, E.V.:
Die Schutzwaffen der Skythen, 95.


Panzerguertel Panzergürtel (Skythisch; Igren‘, 4. Jh. v. d. Z.)

Mit länglichen Eisen- oder Bronzeschuppen besetzte Gürtel waren bei den skythenzeitlichen Nomaden eine beliebte Ergänzung zur Rüstung. Sie konnten in der Höhe der einzelnen Schuppen stark variieren und als eigenständige Rüstungselemente sehr breit sein. Dieser im Original aus 1 x 3,5 cm großen Bronzeplättchen gefertigte Gürtel weist zudem halbovale Endstücke und gelochte Mittelplatten auf, mit denen der Gürtel verschlossen bzw. mit Riemen zur Befestigung versehen werden konnte.

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Literatur:
Cernenko, E.V.: Die Schutzwaffen der Skythen, 77 f.


Schuppenpanzer Schuppenpanzer (Frühsarmatisch; Filippovka I Kurgan 4; 5./4. Jh. v. d. Z.)

Dieser Schuppenpanzer stammt aus einem 2006 untersuchten Grab eines frühsarmatischen Fürsten. Der Fund war stark korrodiert, doch anhand der Lage der einzelnen Schuppen konnte die Form rekonstruiert werden. Der Panzer besteht zusätzlich aus zwei großen Schulterplatten, die von uns aber noch nicht gebaut worden sind.

Bei der Rekonstruktion des Panzers haben wir nach Möglichkeit auf nachweisbare Materialien zurückgegriffen: Leder als Unterlage, Ziegenleder für den Saum und verschiedene Schuppen in den gefundenen Größen mit entsprechender Lochung.
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Für die Nähte wurde künstliche Sehne verwendet. Die Schuppen überlappen sich jeweils um ein Drittel und sind in jeder zweiten Reihe auf einen separaten Lederstreifen aufgenäht.

Schwere Rüstung wurde in skythenzeitlichen Frauengräbern bislang nur sehr selten gefunden. Im Grab eines skythischen Mädchens fand man jedoch beispielsweise einen kompletten Schuppenpanzer mit Gürtel, Helm und Rückenschild als Ergänzung. Da zudem anthropologische Untersuchungen in Gräbern mit Schutzwaffen ausblieben, weil man sie für Männergräber hielt, ist die Verbreitung schwerer Rüstung unter kämpfenden Frauen bislang nicht abschließend geklärt.

Literatur:
Treister, M. und L. Yablonsky (Hg.): Einflüsse der achämenidischen Kultur auf das südliche Uralvorland Bd. II, 105f.
Historisches Museum der Pfalz Speyer (Hg.):Amazonen. Geheimnisvolle Kriegerinnen, 153-159.


Beinschienen Beinschienen (Skythisch; Nymphaion Grab 6; 4. Jh. v. d. Z.)

Auch Beinschienen wurden in der für die Nomaden typischen Schuppenbauweise hergestellt, wie diese im Original aus Bronze gefertigten Rüstungsteile zeigen. Die einzelnen, länglichen Schuppen sind am Rand umgeschlagen und in drei horizontalen Linien mit Drahtkrampen auf der Lederunterlage befestigt. Die Schienen sind kurz und enden eine Handbreit unter dem Knie.

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Interessant ist, dass bei den relativ gut erhaltenen Fundstücken kein Hinweis auf einen Befestigungsmechanismus am Bein wie z.B. ein Riemen gefunden wurde. Daher haben wir uns entschieden, sie ähnlich japanischen Beinschienen mit langen Riemen, die mehrfach um Schiene und Bein geschlungen werden, festzubinden.

Literatur:
Vickers, M.:Scythian and Thracian antiquities, 46 f.


Goryt Goryt, Bogen und Pfeile

Der Bogen war seit der Antike bis in die Neuzeit die gefürchtetste und schlagkräftigste Waffe der eurasischen Reiterkrieger. Die skythenzeitlichen Nomaden kannten verschiedene Größen des kompositen Reflexbogens. Verschossen wurden damit Pfeile in angepasster Länge, die in der Regel mit dreiflügeligen bronzenen Spitzen unterschiedlicher Form versehen waren. Die Pfeile konnten vergiftet sein und ihre Schäfte bunte Bemalungen aufweisen.

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Verstaut wurden Bogen und Pfeile in einer kombinierten Tasche, dem sogenannten Goryt, der rückwärtig gewandt auf der linken Körperseite getragen wurde. Diesen Ausrüstungsgegenstand kann man auf unzähligen Werken skythenzeitlicher Toreutik erkennen.

Literatur:
Rolle, R., Müller-Wille, M. und K. Schietzel (Hg.):Gold der Steppe. Archäologie der Ukraine, 143-149.


Speer Speer (Frühsarmatisch; Filippovka I Kurgan 4; 5./4. Jh. v. d. Z.)

Speere waren beliebte Waffen der Reiterkrieger, die man zum Stoßen oder Werfen vom Pferd aus benutzen konnte. Entsprechend häufig finden sich Speerspitzen in skythenzeitlichen Gräbern des gesamten Steppengürtels – auch in jenen sogenannter „Amazonen“. Meist sind sie blattförmig mit rhombischem Querschnitt, ca. 30 cm lang und aus Eisen.
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In einem frühsarmatischen Grab fand man zudem einen Speerschuh aus Silber, der in unserem Falle wie die Spitze aus Eisen ist.

Literatur:
Treister, M. und L. Yablonsky (Hg.):Einflüsse der achämenidischen Kultur auf das südliche Uralvorland Bd. II, 105.


Akinakes Akinakes (Frühsarmatisch; Novyi Kumak; 4. Jh. v. d. Z.)

Zweischneidige Kurzschwerter waren beliebte Nahkampfwaffen der skythenzeitlichen Nomaden und über den gesamten Steppengürtel hinweg weit verbreitet. In der Regel waren sie komplett aus Eisen hergestellt und wurden üblicherweise in einer Holzscheide mit charakteristischer Aufhängung am Gürtel getragen. Die Kurzschwerter erscheinen aus heutiger Sicht sehr klein und waren in der Regel nicht länger als 30 bis 50 cm, doch sie kamen als Stichwaffen im Handgemenge häufig zum Einsatz.
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Bei diesem Schwert wurde von uns ein Griff aus rotem Leder und die Schwertscheide hinzugefügt, welche beim Originalfund möglicherweise vorhanden waren, aber vergangen sind.

Literatur:
Sulimirski, T.:The Sarmatians, 87.


Skalps Skalps

Die skythenzeitlichen Nomaden hatten offenbar verschiedene Kriegsbräuche, die vor allem auf dem Erlangen von Trophäen verschiedener Körperteile des Feindes basierten (Skalp, Haut, Hand, Kiefer u.a.). Nicht nur in Berichten Herodots, sondern auch im archäologischen Befund spiegeln sich diese Bräuche wider. Laut Herodot mussten sauromatische Frauen erst einen Feind erschlagen, bis sie heiraten durften – nach Pseudo-Hippokrates waren es sogar drei Feinde.
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Diese Anekdote haben wir aufgegriffen und daher am Speer der frühsarmatisch-sauromatischen Kriegerin zwei Skalps befestigt.

Literatur:
Pseudo-Hippokrates:De aeribus aquis locis (17).


Peitsche-Greif Peitsche (Skythisch (?); Berdjanskij)

Die Peitsche war laut Herodot ein Würdenzeichen der skythenzeitlichen Aristokratie und fand bei der Arbeit mit den Herden, dem Maßregeln von Sklaven und auch als Waffe Einsatz.
Peitschen unterschiedlichster Form sind durch Abbildungen und Funde von Grifffragmenten archäologisch belegt. Dieser Peitschengriff in Wolfskopfgestalt wurde in Berdjanskij am Asowschen Meer gefunden und wies blaue Farbreste auf, was uns zu einer farbigen Rekonstruktion bewog.

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Literatur:
Historisches Museum der Pfalz Speyer (Hg.): Amazonen. Geheimnisvolle Kriegerinnen, 155 f.


Schale Schale (Frühsarmatisch; Filippovka I Kurgan 15; 5./4. Jh. v. d. Z.)

Aus skythischem und sarmatischem Kontext sind viele goldene Beschlagbleche bekannt, die ursprünglich an Holzschalen befestigt waren, welche im Laufe der Zeit vergangen sind. Vermutlich handelte es sich bei dieser Art von Gefäßen um Schalen mit ritueller Funktion, da Schalen laut Herodot eine mythische Bedeutung für die Nomaden hatten und mit dem Königtum in Verbindung zu bringen sind.
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Auch im Falle des Fundes aus Filippovka I waren nur noch die goldenen Beschläge auffindbar. Wir haben uns zur Rekonstruktion für die Befestigung auf einem rot bemalten Holzschälchen entschieden, da die rote Farbe häufig im Zusammenhang mit Funden von Holzfragmenten nachweisbar ist.

Literatur:
Treister, M. und L. Yablonsky (Hg.): Einflüsse der achämenidischen Kultur auf das südliche Uralvorland Bd. II, 137.
Rolle, R., Müller-Wille, M. und K. Schietzel (Hg.):Gold der Steppe. Archäologie der Ukraine, 153-156.


Guertelschnalle Gürtelschnalle aus Knochen (Frühsarmatisch; Pokrovka; 4.-2. Jh. v. d. Z.)

Gürtelschnallen werden häufig als einzige nicht vergangene Bestandteile der nomadischen Tracht in den Gräbern angetroffen. Meistens sind sie aus Metall (Eisen, Silber, Bronze, Gold) gefertigt, doch hin und wieder liegen auch Exemplare aus organischem Material vor. Die hier gezeigte Gürtelschnalle ist ein schönes Beispiel die nur selten publizierten Kleidungselemente aus Gräbern der einfachen, skythenzeitlichen nomadischen Bevölkerung.

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Literatur:
Davis-Kimball, J. und L. T. Yablonsky:
Kurgans on the Left Bank of the Ilek. Excavations at Pokrovka, 80f.


Schleifstein Schleifstein (Frühsarmatisch; Pokrovka; 4.-2. Jh. v. d. Z.)

Gebrauchsgegenstände für den nomadischen Alltag trug man vermutlich ständig bei sich, indem man sie an den Gürtel befestigte. Schleifsteine waren wichtige Utensilien, die man entsprechend häufig in skythenzeitlichen Gräbern von Männern und Frauen findet. In der Regel weisen sie eine Lochung im oberen Bereich auf, die es erlaubte, den Stein mit einer Schlaufe zu versehen und so am Gürtel zu tragen.

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Literatur:
Davis-Kimball, J. und L. T. Yablonsky:
Kurgans on the Left Bank of the Ilek. Excavations at Pokrovka, 62.


Eberhauer Eberhaueramulett (Sauromatisch oder Frühsarmatisch; 6.-4. Jh. v. d. Z.)

Eine Besonderheit frühsarmatischer und sauromatischer Bestattungen sind hauerförmige Anhänger aus Bein, Geweih oder Eberhauer. Sie weisen teils komplexes Dekor im Tierstil auf und werden im Zusammenhang mit Waffen und Pferdegeschirr gefunden, woran sie befestigt zu sein gewesen scheinen. Möglicherweise hatten sie Amulett- oder Talismancharakter.

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Literatur:
Sulimirski, T.:
The Sarmatians, 37f.


Messer Messer (Frühsarmatisch; Kyryk-Oba II; 5. Jh. v. d. Z.)

Messer werden in vielen skythenzeitlichen Gräbern gefunden. Beim Original dieses wunderschönen Geweihgriffs mit Tierstildekor ist die Klinge nicht mehr erhalten. Der Griff weist auf der einen Seite einen Wolfskopf mit Vorderläufen und auf der Klingenseite ein Eberfigürchen auf. In Anlehnung an sakische Funde wurden die plastischen Hohlräume mit roter Farbe ausgefüllt.
Eine Messerscheide wurde in Kyryk-Oba II nicht gefunden, jedoch formgleiche Goldplättchen wie die hier verwendeten.

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Literatur:
Stöllner, T. und Z. Samašev (Hg.):
Unbekanntes Kasachstan. Archäologie im Herzen Asiens, Bd. II, 772.
Treister, M. und L. Yablonsky:
Einflüsse der achämenidischen Kultur auf das südliche Uralvorland Bd. II, 38.


Ein Video mit der Kriegerin.

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