EisprinzessinSoweit nicht anders angegeben handelt es sich bei den gezeigten Stücken um Reproduktionen des Originalzustandes. Wurden Elemente wie Farbe, Objektbestandteile etc. von uns hinzugefügt, wird darauf hingewiesen. Die Quellenlage zu dieser Darstellung erwies sich als sehr schwierig, da die meisten Publikationen (insbesondere jene der leitenden Archäologin Polos’mak, die den Fund der „Eisprinzessin“ machte) auf Russisch sind. Für einen ersten Überblick sind die englischen Artikel aus der online zugänglichen Zeitung „Siberian Times“ empfehlenswert.


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Schuhe Schuhe

An den Füßen trug die „Ukok-Prinzessin“ lediglich ihre Filzstrümpfe. Um die Darstellung einsatzfähig zu gestalten, mussten wir daher Schuhe anfertigen. Hier griffen wir als Parallelfund auf das Grab des Mannes aus Verch-Kal’džin 2 zurück, da die Fußbekleidung der Pazyryk-Kultur einerseits einem einheitlichen Stil folgte und andererseits zwischen Frauen und Männern keinen Unterschied machte.

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Über den Filzstrümpfen trug man kurze Schuhe aus zumeist dunklem Leder. Diese hatten die typisch geformte, schmale Sohle und ein in Falten gelegtes Oberleder. Die schaftlosen Schuhe sind an der Öffnung rot umsäumt.

Literatur:
Molodin und Polos’mak: 2007: 147.


Ukok-Hemd Hemd

Das Hemd, in dem die Tote bestattet wurde, war aus indischer Seide angefertigt und wies Paspeln und Borten in rot auf. An den Seiten waren Zwickel eingesetzt, um Bewegungsfreiheit zu garantieren. Auffällig ist die mittig angebrachte Paspel, die ursprünglich eine Naht überdeckt haben dürfte. Ebenso wie die farbliche Betonung der Schulternaht verweist auch diese Komponente auf die großen Ähnlichkeiten der Kleidungsstücke innerhalb des nomadischen Einzugsgebietes entlang des Steppengürtels.
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Auch die Nomaden der Pazyryk-Kultur trugen die typische skythenzeitliche „Mode“, wenngleich sie eklatante stilistische Eigenheiten aufweist und von den anderen Gruppierungen unterscheidet.

Literatur:
Polos’mak 1997: 78.
Molodin und Polos’mak 2007: 142.
Polos’mak und Barkova 2005: 71.


Halsreif Halsreif

Wie fast der gesamte Schmuck der Frau war auch der Halsreif der Toten aus Holz gefertigt. Wie beim Original haben wir hierfür Zirbelkiefer verwendet und den Reif anschließend vergoldet. Das Dekor bilden acht kunstvoll geschnitzte Figuren in Form von Schneeleoparden.

Man vermutet, dass durch den Halsreif die unterste Ebene des skythenzeitlichen Kosmos – das Totenreich – repräsentiert wird. Damit würde er gemeinsam mit der außergewöhnlichen Kopfbedeckung der Frau ein geschlossenes Symbolsystem bilden.

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Literatur:
Molodin und Polos’mak 2007: 142f.
Polos’mak und Barkova 2005: 73.


Filzstrümpfe der Ukok-Prinzessin Strümpfe

Die Frau trug unter dem Rock lange, aus Filz gefertigte Strümpfe, die bis über die Knie reichten. Mit dieser warmen Beinbekleidung dürfte sie gut gegen die Kälte geschützt gewesen sein, die während des Winters im Altai herrscht.
Die Oberkante der Strümpfe war mit Filzapplikationen in einem Rankenmuster verziert. Bemerkenswert dabei ist, dass das Muster nicht paarig auftritt, sondern an einem der beiden Strümpfe verkehrt herum zu sein scheint.

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Literatur:
Polos’mak und Barkova 2005: 96.


Perücke Perücke

Die Perücke stellt die wohl aufwändigste Komponente bei der Ausstattung der „Ukok-Prinzessin“ dar. Die junge Frau hatte einen kahl geschorenen Kopf, auf dem sie diese 84 cm hohe Konstruktion trug. Den Kern der Perücke bildet im Kopfbereich eine lehmartige, flexible Masse, die ursprünglich durch das Beimischen verkohlter und zerstoßener Getreidekörner schwarz gefärbt war. Zusätzlich war Filz ein polsterndes und formgebendes Element im Inneren der Konstruktion.
In zwei Schichten waren darüber Haare in unterschiedlicher Richtung angebracht, sodass eine komplexe Frisur mit verschiedenen Zöpfen erstellt werden konnte. Davon waren einige Teile mit hölzernen, länglichen Schalen abgedeckt, welche mit einem Dekor aus Greifenköpfen verziert und vergoldet waren.
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Besondere Beachtung verdient zusätzlich der stabartige, keulenförmige Aufsatz auf der Perücke. Er besteht aus einem Stab im Inneren eines Stoffschlauchs, der mit Filz ausgefüttert ist. An den Seiten sind jeweils sieben kleine, hölzerne und vergoldete Vogelfiguren mit Flügeln aus Leder angebracht, die von einer größeren Figur an der Spitze bekrönt werden (d.h. 15 Figuren insgesamt). Den Übergang zwischen dem hohen Aufsatz und dem unteren Teil der Perücke bildet eine Art vergoldetes Holzpodest, das nach vorn hin in eine Widderprotome ausläuft, dessen Hörner aus Leder angefertigt sind. Dahinter erhebt sich ein weiterer, kleiner Stab mit rotem Schmuckband, der parallel zum größeren Stab auf dessen Vorderseite verläuft. Er wird von einer vergoldeten Hirschfigur bekrönt.
Man interpretiert diese originelle Perücke der Frau – ebenso wie weitere, spitz zulaufende und zuweilen sehr hohe Kopfbedeckungen, die aus anderen reich ausgestatteten Nomadengräbern bekannt sind – als Darstellung der kosmologischen Vorstellung. Dementsprechend stellten sich die skythenzeitlichen Nomaden den Kosmos als dreigeteilt vor: die oberste Sphäre der Geister bzw. Götter und Dämonen wurde mit Vögeln und Greifen konnotiert; die mittlere Sphäre der Menschen wurde durch Huftiere repräsentiert und die unterste Ebene der Totenwelt sah man durch Raubtiere und Fabelwesen dargestellt. Diese unterste Ebene findet hier ihren Ausdruck im prominenten Halsreif der „Ukok-Prinzessin“.

Literatur:
Polos’mak und Barkova 2005: 72-79.


Spiegeltasche Tasche mit Spiegel

Bei der Leiche der Frau wurde ein Spiegel gefunden. Dabei handelte es sich um eine ehemals polierte Bronzeplatte, welche in einen hölzernen Rahmen mit Griff eingelassen worden war. Auf der Rückseite war eine Hirschfigur in die mit Blattgold belegte Holzeinfassung geschnitzt.

Verstaut war der Spiegel in einer kleinen Tasche aus rötlichem und beige gefärbtem Filz, der mit Pferdehaaren vernäht wurde. Die ungewöhnlich konstruierte Tasche weist nach unten hin eine stufenförmige Lasche auf. So konnte der mit einem Faden am Griffende und dem Gürtel befestigte Spiegel jederzeit rasch aus dem weichen Futteral gezogen werden.

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Literatur:
Polos’mak und Barkova 2005: 66f.


Schminke+Quaste Schminke (Vivianit) und Quaste mit Steinperlen

Im Grab der Toten fanden sich Überreste von Vivianit, einem blauen Farbmittel. Vermutlich kam es als Schminke zum Einsatz. Da neben dem Farbmittel auch ein eisernes Objekt gefunden wurde, das als Kajal gedeutet wird, hat unsere Darstellerin die Augen blau geschminkt. Als weiteres Gerät zum Auftragen von Farbe fand man eine aus Pferdehaar hergestellte Quaste, die an einer Kette mit steinernen Perlen befestigt war.

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Literatur:
Polos’mak und Barkova 2005: 67.


Ohrring Ohrring

Im Grab fand man einen einzelnen goldenen Ohrring. Ob das Fehlen eines zweiten Exemplars eine besondere Bewandtnis hatte, es sich hierbei um eine spezielle Mode handelte, der andere Ohrring aus unbekannten Gründen nicht beigegeben oder schlichtweg nicht gefunden wurde, ist bislang ungeklärt.

Literatur:
Polos’mak und Barkova 2005: 73.

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Rock Rock und Gürtel

Die Frau trug einen – aus heutiger Sicht – überlangen Rock, der direkt unter der Brust mit einem Gürtel fixiert wurde. Hergestellt war er aus drei verschiedenfarbigen Wollstoffstreifen in Orange- und Gelbtönen. Textilien und Farbstoff waren teure Importgüter (z.B. Krapp und Kermeslaus, wobei letztere aus Armenien stammte). Ein ähnlicher Rock mit vergleichbarem Aufbau wurde im zweiten Kurgan von Pazyryk gefunden. Die gebänderte Strukturierung erinnert an die Röcke, welche typisch für die han-zeitliche Bevölkerung des Tarimbeckens waren.

Der Rock der „Eisprinzessin“ wurde mit einem ehemals roten Gürtel gehalten, der in einer komplexen Flechttechnik hergestellt wurde. An den Enden waren jeweils sechs Quasten befestigt.

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Literatur:
Polos’mak 1997: 79.
Polos’mak und Barkova 2005: 62-66, 68.


Hose Hose

Zusätzlich zu den langen Filzstrümpfen trug man kniebündige Hosen, wie sie auch aus dem eisenzeitlichen Tarimbecken bekannt sind. In Pazyryk waren diese Hosen aus Wolle gefertigt und gehörten zur Männertracht.

Literatur:
Polos’mak 1997: 79.
Polos’mak und Barkova 2005: 82-85.

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Mantel Mantel

Der Mantel war aus braunem Fell gearbeitet und hatte eine Borte aus dunklerem Fell am Revers. Dort waren rautenförmige Lederapplikationen, die ursprünglich mit Blattgold bedeckt waren, befestigt. Ihre Form kennen wir aus dem sehr gut erhaltenen Grabbefund. Leider haben wir nicht viele brauchbare Informationen über den Mantel finden können, weshalb wir zum Beispiel die genaue Konstruktionsweise nicht kennen. Hier haben wir uns an Parallelfunden aus der Pazyryk-Kultur orientiert und so den Mantel mit dem typischen „Latz“ an der Rückseite und sehr langen Ärmeln versehen.

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Literatur:
Polos’mak 1997: 79.
Polos’mak und Barkova 2005: 64 und 43-61.