Hier haben wir alle Objekte und rekonstruierten Artefakte zusammen gestellt, die sich entweder keiner Darstellung direkt zuordnen lassen oder zum Lagerzubehör gehören.

 

 

 

 

 

 

 



Servierplatten aus Pazyryk
(Pazyryk, Holz und Farbe, 4./3. Jh. v. d. Z.)

Der Nomadismus verlangt nach Alltagsgegenständen, die der mobilen Lebensweise angepasst sind. Besonders deutlich wird das bei hölzernen zerlegbaren Servierplatten, welche die Funktion kleiner Tische hatten. Sie waren so konstruiert, dass man die Tischbeine von der Platte abnehmen und so leicht zusammensetzen und demontieren konnte. Es gibt viele Funde dieser Möbelstücke in nomadischen Gräbern, in denen sich Holz erhalten hat.

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Ein sehr schönes Beispiel eines solchen Tischs stammt aus Pazyryk II im Altai Gebirge. Seine vier Beine waren in Form von Raubkatzen, die sich zur Tischplatte hinstrecken, gearbeitet. Im Grab wurden mehrere Tische mit diesem Aussehen gefunden. Wie bei anderen Tischen aus Pazyryk waren am Holz Reste von Zinnober und Zinnfolie feststellbar, weshalb wir uns für eine bemalte Rekonstruktion entschieden haben. Die Muster sind Parallelfunden aus Pazyryk entlehnt.

Rudenko 1970: 65-68; Pl. 50A/B.

 


Servierplatte aus Xinjiang (Sampula; Holz und Farbe; Han-Zeit 206 v. – 220 n. d. Z.)

Hölzerne Servierplatten waren auch unter den Nomaden des Tarim-Beckens verbreitet. Dieses Exemplar hat nur drei Standbeine, die für den Transport abmontiert werden konnten. Beim Auffinden lagen noch die Knochen der Speisebeigaben, die man ins Grab legte, auf der Servierplatte.

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Da an Holzfunden aus nomadischem Kontext häufig Spuren roter Farbe feststellbar sind, haben wir uns für eine farbige Rekonstruktion entschieden.

Wieczorek und Lind (2007): 221.


Filz-Wandbehang aus Pazyryk I (Pazyryk, Wollfilz, 4./3. Jh. v. d. Z.)

In verschiedenen Grabkammern aus Pazyryk wurden Wandbehänge aus Filz gefunden, die farbenfrohe Motive aufwiesen. Möglicherweise waren auch die Behausungen der Altai-Nomaden mit solchen Behängen geschmückt.

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Einer dieser Behänge stammt aus Pazyryk I und bestand aus einer schmalen Filzgrundlage, auf die drei Streifen dünneren Filzes aufgenäht wurden. Den mittleren, weißen Streifen schmückten rote und blaue Löwenköpfe aus dünnem Filz. Gesäumt wurde er von einem roten Rand, auf dem dünne dreieckige Filzapplikationen in weiß, gelb, rot und blau aufgenäht waren. Der Behang war mit Holz- und Kupfernägeln an die Wand der Grabkammer gehängt worden.

Wir haben eine Nachbildung dieses Behangs in doppelter Ausführung für unseren Baldachin angefertigt, da es die berechtigte Annahme gibt, dass die Filzbehänge auch im Alltag der Nomaden und nicht nur für den Begräbnisritus Verwendung fanden.

Rudenko 1970: 31f; Pl. 148A.

Sembach und Haeseler 1984: 184.


Schwäne aus Pazyryk 5 (Pazyryk, Filz und Holz, 4./3. Jh. v. d. Z.)

In der Grabkammer von Pazyryk 5 wurden vier Schwäne aus verschiedenfarbigem Filz und einer Füllung aus Moos gefunden. Welche Funktion die detailgetreu gearbeiteten Vogelfiguren einst erfüllten, ist unklar.

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Ausgehend von ihrer Fundposition ist aber davon auszugehen, dass sie entweder die Stangen eines Totenzeltes oder einen in zerlegtem Zustand ins Grab beigegebenen Paradewagen zierten.

Rudenko 1970: 192.

Sembach und Haeseler 1984: 216f.


Tonwagen (Kertsch auf der Krim, Ton, 1.-2. Jh. n. d. Z.)

Kleine Miniaturen solcher Wagen tauchen immer wieder in Nomadengräbern, vor allem in solchen von Kindern, auf. Sie zeigen, wie man sich die Behausungen der Nomaden vorstellen muss, von denen antike Schriftsteller berichten.

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Neben Zelten oder Jurten stellten diese Wohnwagen, die von Ochsen gezogen wurden, vermutlich die Hauptbehausung der antiken Nomaden dar.

Seipel, W. (Hg.) (2009): Gold der Steppe. Schätze jenseits des Alexanderreichs, 289.

 


Draco-Standarte (Niederbieber; Kupfer, Seide, Gold und Zinn; 260 n. d. Z.)

Reiterstandarten dienen als militärisches Ordnungsinstrument in Kavallerieeinheiten. Zuerst waren sie bei den Reiternomaden in Gebrauch. Durch den Kontakt Roms mit den Reiterkriegern an der Ostgrenze des Römischen Reichs übernahmen sie erst das Prinzip der berittenen Kriegsführung und dann auch Reiterstandarten wie diese hier.

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Dieses Exemplar wurde in Niederbieber gefunden und stammt aus dem einst dort bestehenden Kastell, das 260 gewaltsam zerstört wurde. Die Standarte geriet dabei in eine Grubenfüllung, sodass dieser bis heute einzigartige Fund einer Drachenstandarte, über die es sonst nur Schrift- und Bildquellen gibt, erhalten blieb.

Der Drachenkopf ist aus Kupferblech getrieben, im oberen Bereich feuervergoldet (wir haben Blattgold verwendet) und im unteren Teil verzinnt worden. Am hinteren Teil der Standarte war einst ein Schlauch aus leichtem Stoff (vermutlich Seide) befestigt, der im Wind oder bei Galopp eindrucksvoll im Wind flatterte.

VorZeiten. 70 Jahre Landesarchäologie Rheinland-Pfalz (2017): 180-183.


Hornbecher

Viehnomaden nutzten für die Herstellung alltäglicher Gebrauchsgegenstände die Rohstoffe, die sie von ihren Herden bekamen. Daher sind viele Objekte aus Knochen, Horn oder Geweih gefertigt. So auch Trinkgefäße wie solche Hornbecher, die aus abgesägten Rinderhörnern hergestellt wurden.

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In den Boden wurde eine Hornplatte eingeklemmt, damit die Gefäße dicht wurden. Solche Gefäße wurden in Pazyryk, Olon-Kurin-Gol und Ak-Alacha 3 gefunden.

Wieczorek und Lind 2007: 157.

http://hermitagemuseum.com/wps/portal/hermitage/digital-collection/25.+archaeological+artifacts/879947 (zuletzt abgerufen am 20.10.2017)

Parzinger (2006): 601.